05.09.

08.09.2013 11:31

Heute habe ich ein neues Wort gelernt: Funeral! Das heißt Beerdigung.
Es fing damit an, dass wir uns mit Elia treffen wollten um endlich das Visum zu beantragen und danach mit Anke und Anki durch die Stadt gehen wollten. Aber dann kam eine Sms von Elia, ob wir Lust auf eine „cultural lesson“ hätten. In  Area 24 sei eine „funeral“.
Also sind die anderen beiden in die Stadt und wir zum House of Hope gefahren. Da haben wir erfahren, dass Marry´s Großmutter gestern gestorben ist und es heute traditionell einen großen Tanz gibt, den wir nicht verpassen sollten.
Als erstes sind wir mit Loyd, Susan und Aram zu Marry gegangen und haben ihr etwas Geld gegeben. Dann haben wir Nshima gegessen und schließlich sind wir wieder ins Dorf gegangen um auf den Tanz zu warten. Wir haben tatsächlich lange gewartet. Wir sind von einem Schatten in den anderen gelaufen, nur um dort wieder zu sitzen und zu warten. Schließlich sind wir an dem Haus der Großmutter gewesen. Dort kamen immer mehr Menschen hin und ganz viele alte Männer und Frauen bildeten einen Kreis und tanzten um eine kleine Gruppe von Trommlern herum. In der Mitte stand der Mann von der verstorbenen frau und immer wieder kamen Leute in den Kreis und gaben ihm Geld. Irgendwann wurde eine Trage vor die Tür gestellt und aus dem Haus hörte man Schluchzen und Weinen, das immer lauter wurde. Dann öffnete sich die Tür und aus dem Haus kamen die traurigen Menschen, gefolgt von einem Sarg, der auf die Trage gelegen wurde. Es war wirklich traurig, wie die ganzen Menschen sich schluchzend in den Armen lagen. Es ist schwer das Gefühl zu beschreiben. Aber noch unangenehmer war, dass draußen massenhaft andere Menschen standen, so wie wir, die eigentlich nicht wirklich was mit der verstorbenen zu tun hatten und alle redeten und recht glücklich schienen.
Schließlich wurde der Sarg auf ein Auto gehievt und die Prozession machte sich auf den Weg Richtung Friedhof. Uns wurde gesagt, dass es besser sei wenn wir nicht mitliefen, also hieß es für uns wieder warten. Warten, dass der Tanz anfängt. Eine Frau die scheinbar mit Susan befreundet ist saß neben uns und sie hatte ein kleines Baby auf dem Arm. Als ich angefangen habe ein bisschen mit dem Baby zu spielen, hat sie mir die Kleine sogar in den Arm gegeben. Das war echt süß! Erst war sie wohl so überrascht, dass sie es sich gefallen lassen hat und ich ein sie ein bisschen ablenken können, aber kurze Zeit später hat sie ihre Mama mit großen Augen angeschaut und angefangen zu weinen. Kerry heißt das Mädchen und ich schätze mal, dass sie ca. eineinhalb Jahre alt ist.

Das Warten hat trotzdem lange gedauert, aber irgendwann kam dann einer der vielen Chefs und meinte zu uns dass die anderen Chefs beschlossen hätten, dass wir uns vorne in die erste Reihe setzen sollten um die malawische Kultur kennen zu lernen. In die erste Reihe setzten kann man so allerdings nicht sagen, denn es gab eigentlich kaum Stühle. Die Massen an Zuschauern hatten einen großen Kreis gebildet und saßen auf dem Boden (zumindest die ersten 4 oder  5 Reihen). Alle dahinter standen und das waren bestimmt noch mal so viele Leute. Wir bekamen scheinbar einen Platz bei den reichen Ehrengästen auf einer Strohmatte. Aber es war schon echt hart zu sehen wie die andern so behandelt wurden, denn um für Ruhe zu sorgen liefen einige Männer (scheinbar die Security) mit Stöcken durch die Reihen und zerrten immer wieder einige besoffene Menschen da raus. Das sorgte natürlich bloß für noch mehr Unruhe, da die Menschen so eng aufeinander saßen, dass es zu so großem Geschubse und Gedränge kam, dass man Angst haben musste nicht zertreten zu werden. Ab und zu schlug die Security auch einfach wahllos mit ihren Stöcken in die sich schubsende Menschenmenge. Das war schon ein recht erschreckender Anblick. Irgendwann rannte auch ein betrunkener Mann nach vorne sah uns an und schrie: „Fuck you! Go out of here! Fuck you!“.  Und irgendwie sind auch 2 Hühner in den Kreis gekommen und haben die Security für einige Augenblicke in Atem gehalten. Ein Huhn ist bei seinem Fluchtversuch direkt auf mich zugeflogen und wurde schließlich über unseren Köpfen eingefangen.
Aber auch diesmal hat das Warten gedauert. Der Chef hat uns erklärt, dass der Tanz eigentlich schon hätte anfangen sollen, aber irgendwer wäre noch nicht da. Ab und zu sind Angehörige der Verstorbenen in den Kreis getreten, haben eine Rede gehalten und schließlich von Anderen Geld bekommen als Zeichen des Beileids.
Aber dann ging es endlich los! Es waren keine normalen Menschen, die kamen um einen Tanz aufzuführen, sondern verkleidete Menschen. Darunter waren drei Löwenkostüme in denen je zwei Menschen steckten. Ein Drache, zwei Matschmänner, Strohmänner und ganz viele andere nicht zu identifizierende Wesen. Sie alles kamen nacheinander und sollten eigentlich tanzen, aber dazu bot sich ihnen gar nicht die Möglichkeit, denn kaum dass sie in der Mitte standen wurden sie auch schon umringt von Menschen die ihnen Geld zusteckten. Das war echt schade! Der Chef der neben uns saß hat uns erklärt, dass das Geld normalerweise erst nach dem Tanz zugesteckt wird, aber da es heute schon so spät geworden sei, die Menschen nicht warten wollten.
Wir konnten auch nicht das ganze Spektakel mit ansehen, da sich der vorherige Kreis immer weiter auflöste und einem alle Leute in die Mitte zuströmten. Der Chef hat uns aus dem Chaos weggezogen, bevor wir mittendrin gewesen wären. Er meinte ab jetzt wäre es nicht mehr sicher genug und hat uns zum House  of Hope zurückgebracht. Da haben wir dann auf Loyd und George gewartet, die für uns Fotos und Videos gemacht haben. Während des Wartens habe ich mit Louis und drei anderen, die gerade am House of Hope waren Volleyball gespielt. Als die beiden zurück kamen war es schon recht dunkel und wir haben uns schnell auf den Rückweg gemacht.
Das war das erste Mal, dass wir das Busdepot in der Dunkelheit erlebt haben und ich weiß jetzt auch warum man das nicht unbedingt öfter sehen muss. Kaum dass ich aus dem Minibus gestiegen bin wurde ich auch schon von Leuten umringt, dass ist ja eigentlich normal, aber plötzlich hatte ich eine Hand auf meinem Brustbeutel. Ich bin echt froh, dass ich meine Hand auch dort hatte und früh genug reagieren konnte, aber es war gar nicht so einfach die fremde Hand von meiner Tasche loszureißen. Als ich mich aus dem Gewühl befreit hatte kam auch schon Lisa an bei der scheinbar auch jemand an der Tasche war und die Angst hatte, dass ihre Kamera gestohlen wurde. Es ist aber noch mal alles gut gegangen. Unsere Sachen waren noch alle da und ein netter Mann brachte und direkt zu dem Minibus der uns nach Hause fuhr.

Was für ein Tag!

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