12.10.

28.10.2013 22:01

Ich bin wieder im Rennen! Und ich starte mit unserem ersten großen Ausflug!

Jeden zweiten Montag im September ist Muttertag in Malawi und das bedeutet Schulfrei. Dieses Jahr wurde der Tag jedoch (warum auch immer) auf einen Dienstag gelegt. Für Lisa und mich die perfekte Chance mal was zu unternehmen und aus Lilongwe raus zu kommen. Wir wollten schon einen unserer Ferientage auf den Montag legen um ein langes Wochenende zu haben, als sich Elia entschloss einfach mal dem ganzen Staff frei zu geben, weil er selber auch mal ne Auszeit brauchte.

Da wir leider am Samstag noch 2 Stunden Saturday Klass hatten sind wollten wir mit dem Nachtbus fahren: unser Ziel „Livingstona“!

Wir sind also um 18.30h am Busdepot angekommen um mit dem National Bus zu fahren der um 19.00h starten wollte. Leider mussten wir feststellen, das wir eindeutig zu spät waren, denn an Sitzplätze war schon nicht mehr zu denken. Nur zur Info: Livingstonia liegt ziemlich weit im Norden, noch hinter Mzuzu. Der National Bus fährt auch nur bis Mzuzu und dann muss man umsteigen. Aber bis nach Mzuzu dauert es schon allein 8 Stunden (National Bus Time), die wollten wir eigentlich nicht stehend verbringen.
Die Frau die irgendwie für den Bus zuständig war, war dann auch echt fürsorglich für uns Weiße und hat scheinbar versucht andere Leute von ihren Plätzen zu bekommen, damit wir sitzen können. Das kam natürlich bei der Allgemeinheit nicht so gut an und auch uns war das ziemlich unangenehm. Aber wir konnten sagen was wir wollten, sie meinte nur immer wieder: „I help you“ und hörte nicht auf mit den Fahrgästen zu diskutieren. Irgendwann haben Lisa und Jana einen Platz bekommen und ich saß (schwierig zu beschreiben) einem Plastikteil, was zu dem Bus gehörte und direkt neben dem Fahrer war. So was wie ne Ablage.
Wie auch immer:  ich konnte sitzen und zwischen mir und der Frontscheibe war genug Platz um den Rucksack abzulegen. Zu meiner anderen Seite saß ein Mann namens Patrick, mit dem ich mich 2 Stunden lang super unterhalten konnte. Er hat von seiner Arbeit als Farmer erzählt und mir erklärt wie ich am besten Tomaten anpflanzen kann (das habe ich übrigens wirklich noch vor). Sein Hobby ist malen und er konnte mir auch Tipps für die besten Farben in Malawi geben. Außerdem hat er mir Fotos von seiner frau und seinen Kindern gezeigt. Dann haben wir uns ganz lange über Kirche und Religion unterhalten und ich muss sagen, das war ziemlich spannend. Er hat die Kirche gewechselt und ist von der normalen katholischen zu einer (ich bin mir nicht ganz sicher) römischen Kirchengemeinde gewechselt. Jedenfalls geht die Kirche wohl 3 Stunden, aber dafür ist viel mehr Aktion dabei. Nicht nur singen und tanzen, nach der Predigt setzten sich die Menschen zusammen und diskutieren darüber. Es wird nicht nur einfach stumpf zugehört und akzeptiert was der Pastor sagt, sondern man macht sich Gedanken darüber, versucht eigene Lehren aus der Bibelstelle zu ziehen und erfährt wie die anderen darüber denken.
Darüber sind wir dann auf das Problem gekommen, dass viele Kinder hier nicht lernen selbst zu denken und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Am Ende sind wir zu malawischen Filmen und Büchern gekommen und haben uns über Märchen ausgetauscht.
Hätte ewig so weiter gehen können, stattdessen haben wir an der ersten Haltestelle angehalten und ich habe in meinen Rucksack geschaut und feststellen müssen, dass mein Portmornait mit 10000 KW (das macht ca 25 Euro) und Visa Karte geklaut wurde. Später musste ich auch noch entdecken, dass mein Fotoapparat auch mitgenommen wurde und dabei ist an dem Morgen schon mein Handy verschwunden (wahrscheinlich im Minibus geklaut). Aber ich war auch bescheuert. Ein Fahrgast der stehen musste hatte sich während der Fahrt auf meine Tasche gelehnt und ich hatte noch überlegt, ob ich die Tasche lieber da weg nehme, hab dann aber gedacht, dass da schon nichts passieren wird. Falsch gedacht! Ich hab also Patrick gesagt dass ich beklaut wurde und er hat natürlich der überfürsorglichen Frau vom Anfang Bescheid gesagt. Die wollte dann schon den ganzen Bus räumen und jeden durchecken lassen. Außerdem hat sie mich gefragt wie viel Geld in meinem Portmonait gewesen sei. Ich habe ihr 10000 gesagt, aber möglicherweise habe ich vergessen das Wort Kwacha dahinter zu setzen, denn im Bus ging irgendwann das Gerücht um dass es 10000 Euro waren. Über all dies sind wir dann auch noch zur nächsten Polizeistation gefahren und haben dort ewig gewartet. Irgendwann sind ganz viele Leute ausgestiegen um sich die Beine zu vertreten und haben lautstark über die Situation diskutiert. Ich hatte überhaupt keine Ahnung was jetzt hier vor sich geht und war hin und her gerissen zwischen der Hoffnung meine Sachen doch noch wieder zu bekommen und dem Druck weiter fahren zu müssen, um nicht all diese Leute aufzuhalten. Ich habe auch zwischendurch halbherzig immer mal wieder jemanden angesprochen und gesagt, dass wir weiter fahren können, dass es ok ist, aber das hat nicht geholfen. Irgendwann bin ich nach der Aufforderung von Lisa und Jana nach draußen gegangen und habe den Leuten gesagt, dass wir weiter fahren können. Da wurde ich dann gefragt ob es 10000 Kwacha oder Euro waren, die mir gestohlen wurden. Meine Antwort schien den Leuten, die sowieso schon ziemlich gereizt waren wegen dem ganzen Tumult und Gewarte, überhaupt nicht zu gefallen (nett ausgedrückt). Einer ist völlig ausgerastet und hat rumgschimpft wie sonst was. Als ich ihm dann zu ihm meinte dass ich auch nicht darum gebeten habe hier anzuhalten hat das auch nicht viel gebracht. Er meinte nur immer wieder: 10000 Kwacha, die hätte er mir auch geben können, dann wären wir schon seit 4 Stunden da. Hätte er es mal gemacht. Ich finde nicht dass das so wenig ist. Jetzt haben die ganzen Malawier wenigstens mal gesehen, dass wir Deutschen auch nicht so mit Geld um uns werfen können. Und so viel zu dem Thema „Malawier hätten alle Zeit der Welt. Aber es war schon echt unangenehm, als alle wieder eingestiegen sind und mich mit Blicken gestraft haben, die töten könnten. Außerdem hat der ganze Bus über uns geredet und sie waren alle ziemlich sauer. Vor allem kam dann noch jemand, gerade als alle wieder saßen, und bestand darauf dass ich ins Polizeioffice gehe und eine Anzeige aufsetze. Das hat dann natürlich auch wieder eine Weile gedauert und danach war ich völlig fertig mit den Nerven. Ich bin beklaut worden und habe es geschafft den gesamten Bus gegen mich aufzuhetzen. Ich glaube so unwohl habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. Ich wollte einfach nur noch aus diesem Bus raus, stattdessen mussten wir noch 6 Stunden weiter fahren. Das wurde eine ziemlich lange und unruhige Nacht und die Lust mich mit Patrick zu unterhalten war mir auch vergangen.

 

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